Schlaf

Von Insomnie (Beeinträchtigungen des Schlafes) betroffene Menschen mit Multipler Sklerose profitieren häufig von kognitiver Verhaltenstherapie, oft auch von einem Therapieversuch mit Melatonin.

Symbolbild Schlaflosigkeit: Frau liegt wach im Bett, Credit: Kinga Cichewicz, Unsplash

 

Wie viel Schlaf Sie benötigen, ist individuell sehr verschieden und häufig vom Lebensalter abhängig. Entscheidend ist nicht die Dauer des Schlafes, sondern ob Sie sich nach dem Schlafen ausgeruht und munter fühlen.

Mehr Schlaf ist keine Lösung bei chronischer Müdigkeit, im Gegenteil. Ein zu viel an Schlaf kann die chronische Müdigkeit sogar noch verschlimmern. Sie sollten daher ihre Schlafgewohnheiten aufgrund der MS nicht verändern.

Wohl aber sollte eine Änderung erwogen werden, wenn Sie regelmäßig morgens müde und matt aufwachen. Ursache dafür muss nicht immer eine zu kurze Schlafdauer sein. Zu spätes Essen, unmäßiger Alkoholgenuss oder ein nicht optimaler Schlafplatz können schuld daran sein, wenn Sie sich morgens nicht ausgeruht fühlen.

Von Insomnie (Beeinträchtigungen des Schlafes) betroffene Menschen mit Multipler Sklerose profitieren laut der Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie häufig von kognitiver Verhaltenstherapie, oft auch von einem Therapieversuch mit Melatonin.

Zwischen 12 und 22% aller Personen mit Multipler Sklerose haben eine Insomnie. Insomnie tritt im Vorfeld der MS gehäuft auf und kann ihr bis zu 10 Jahre vorausgehen. Weibliches Geschlecht, Angststörung, Fatigue und weitere Komorbiditäten sind häufig mit chronischer Insomnie assoziiert. MS-Betroffene mit Schlafstörungen berichten über subjektive kognitive Störungen, die in Studien nicht objektiviert werden konnten. Unter Corticosteroid-Therapie kann eine Suppression des Melatoninspiegels und damit eine Insomnie auftreten.
Zur Behandlung der Insomnie bei MS kann die kognitive Verhaltenstherapie (cognitive behavioral therapy for insomnia, CBTi) empfohlen werden. Auch ein Therapieversuch mit Melatonin ist möglich. Insomnie gilt als Prodromalsymptom (Symptom einer Krankheit, das dem voll ausgeprägten Krankheitsbild vorausgeht) für das Auftreten einer MS und sollte bei einer differenzialdiagnostischen Abklärung der Ursachen einer Insomnie mitberücksichtigt werden.

Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronische entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Bei MS bestehen, insbesondere mit zunehmender Krankheitsdauer, häufig Schlafstörungen: Insomnie (25–55%), Restless-Legs-Syndrom (RLS) (5–19%) und schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) (20–60%).

Die Ursachen für die Insomnie sind vielfältig und beinhalten neben der primären Insomnie, der psychophysiologischen Insomnie auch RLS, SBAS, Schmerzen, Nykturie/Inkontinenz i.R. einer neurogenen Blasenfunktionsstörung, Spastik und Übergewicht. Zudem können manche medikamentöse MS-Basistherapien auch zu einer Schlafstörung führen. Insomnien sind mit körperlichen und funktionellen Beeinträchtigungen und Depression assoziiert.

Je nach Diagnosekriterien und Erhebungsinstrument klagen zwischen 25 und 54% der MS-Betroffenen über einen nicht erholsamen Schlaf.

Oftmals besteht eine antidepressive Behandlung. Auch ist bei einer Behandlung mit einem Antidepressivum Insomnie u.U. eine Nebenwirkung und/oder kann zur Verstärkung der Fatigue tagsüber oder dem Auftreten von RLS abends/nachts führen und somit den Nachtschlaf stören.

Zu Beginn der MS ist die Schlafqualität bei jungen Erwachsenen oftmals normwertig. Das Risiko, eine Insomnie zu entwickeln, ist mit erhöhten Fatiguewerten verbunden. Die Effekte der Basistherapien auf den Schlaf bzw. Fatigue sind nur wenig untersucht. Einzelne Studien deuten auf eine Verbesserung dieser Symptome durch eine entsprechende Basistherapie der MS hin.

Empfehlungen

Die kognitive Verhaltenstherapie sollte trotz nur bedingt belastbarer Daten aus entsprechenden randomisierten, kontrollierten Studien durchgeführt werden. Ein probatorischer Einsatz von Melatonin sollte trotz fehlender belastbarer Daten aus entsprechenden randomisierten, kontrollierten Studien evaluiert werden. Bei Patientinnen und Patienten mit einer gleichzeitig bestehenden Depression sollte mit einem schlaffördernden Antidepressivum behandelt werden. Insomnie tritt im Vorfeld einer MS gehäuft auf und sollte bei einer möglichen differenzialdiagnostischen Abklärung der Ursachen einer Insomnie auch berücksichtigt werden. Es sollte zwecks Einleitung einer gezielten Therapie eine präzise differenzialdiagnostische Abklärung der Insomnie erfolgen. Die Assoziation zwischen Fatigue und Insomnie und ihre Differenzierung sollten sowohl diagnostisch als auch therapeutisch Beachtung finden.

Quelle: Mayer, G. et al., Insomnie bei neurologischen Erkrankungen, S2k Leitlinie, 2020, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien