Young Investigator Award für Multiple Sklerose-Forschung

Der Medical Neuroscience Cluster der MedUni Wien vergab Mitte Juli 2021 erstmals interne Grants und Young Investigator Awards an zehn Forschende der MedUni Wien. Drei Duos erhielten Forschungsgrants, und vier Young Investigators wurden für ihre herausragenden Forschungsarbeiten und -leistungen geehrt.

Mag. Isabella Wimmer, PhD, Foto: privat

Mag. Isabella Wimmer, PhD, ist eine der Preisträgerinnen des Young Investigator Awards

Mag. Isabella Wimmer, PhD, wurde für ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose (MS) mit dem Young Investigator Award ausgezeichnet. Die 34-jährige Linzerin studierte an der Universität Wien Molekularbiologie und schloss ihren PhD 2015 bei Univ. Prof. Dr. Hans Lassmann in der Abteilung Neuroimmunologie am Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien ab. Seit Juni 2019 arbeitet Wimmer an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien als Wissenschaftlerin und baut eine neuroimmunologische Forschungsgruppe auf.

Welche Themen haben Sie im Verlauf Ihrer bisherigen wissenschaftlichen Karriere besonders interessiert?

Mag. Isabella Wimmer, PhD: Mich fasziniert besonders die Erforschung von Mikroglia-Zellen, den Immunzellen des Zentralnervensystems (ZNS). Mikroglia-Zellen sind unter anderem in den entzündlichen MS-Läsionen stark aktiviert und führen pathogene Signalkaskaden aus. Diese Pathomechanismen zu erforschen stand im Fokus mehrerer meiner bisherigen Forschungsprojekte und ist auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit.

Was hat Sie dazu motiviert, sich der Erforschung der MS zu widmen?

Mag. Isabella Wimmer, PhD: Ich habe bereits meine Diplomarbeit im Fachgebiet Neuroimmunologie absolviert und wollte in diesem Thema unbedingt weitermachen. Im Zuge meines Doktorats bin ich dann zur MS-Forschung gekommen. Mich hat die Kombination aus einerseits einer komplexen neuroinflammatorischen Erkrankung mit vielen offenen Fragezeichen und andererseits dem Potential mit meiner Forschung eventuell einen Beitrag zu besseren Behandlungsmöglichkeiten zu leisten, sehr angesprochen.

Was finden Sie auf dem Gebiet der MS-Forschung besonders spannend?

Mag. Isabella Wimmer, PhD: Sehr spannend für mich in den letzten anderthalb Jahren war der Wechsel von post mortem-Hirngewebe, an dem wir großteils histologische Untersuchungen durchgeführt haben, hin zu Immunzellen, die wir aus Blut und Rückenmarksflüssigkeit von MS-Patientinnen und -Patienten an unserer Universitätsklinik gewinnen. Dadurch ergeben sich auch komplett andere Fragestellungen und experimentelle Möglichkeiten.

Welchem Forschungsgegenstand haben Sie sich in letzter Zeit am meisten gewidmet?

Mag. Isabella Wimmer, PhD: Ich etabliere derzeit meine neuroimmunologische Forschungsgruppe an der Universitätsklinik für Neurologie und fokussiere mich einerseits auf die Charakterisierung von Immunzellen im Blut und in der Rückenmarksflüssigkeit von Patientinnen und Patienten mit MS, und andererseits befasse ich mich mit der Erforschung von Pathomechanismen in Mikroglia-Zellen. Zusätzlich widme ich mich der Kultivierung von Mikroglia-Zellen, um Pathomechanismen unter sehr gut kontrollierbaren Laborbedingungen nachzustellen und zu verändern.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich im Zuge Ihrer wissenschaftlichen Arbeit stellen?

Mag. Isabella Wimmer, PhD: Für die Arbeit im Labor braucht man ein hohes Frustrationsniveau, da sich Forschungsideen nicht immer umsetzen lassen und sich der Fehlerteufel oft in den kleinsten Details komplexer Experimente versteckt. Während einer längeren Dürreperiode ist es oft herausfordernd, den Silberstreif am Horizont nicht aus den Augen zu verlieren.

Welche Zukunftsperspektiven sehen Sie im Bereich der MS-Forschung?

Mag. Isabella Wimmer, PhD: In den letzten Jahren gab es enorme technologische Fortschritte, die wir uns in der angewandten neuroimmunologischen Forschung nun zunutze machen. So können wir nun noch detailliertere Informationen über Signalkaskaden und Pathomechanismen aus unseren Patientenproben herauskitzeln um neue potentielle Angriffspunkte für noch zielgerichtetere Therapien zu finden.

Interview: Kerstin Huber-Eibl