Multiple Sklerose: Warum Arbeit guttun kann

Großraumbüro, Credit: Venve, Unsplash

Auszug aus einem Standard-Artikel vom 14. Jänner 2019

„Mehr Information führt zu mehr Verständnis“, ist Karin Krainz-Kabas, Geschäftsführerin der Multiple-Sklerose-Gesellschaft Wien, überzeugt und kämpft an dieser Front mit einer Reihe von Aufklärungsangeboten. „Arbeitgeber müssen wissen, dass nach schwierigen Phasen wieder gute kommen, und sich danach richten können“, sagt sie. Und oft sei es für MS-Patienten in Bürojobs ja auch eine einfache, aber massive Erleichterung, wenn sie einen eigenen Drucker neben dem Schreibtisch bekommen.

„Mehr Information führt zu mehr Verständnis.“
Karin Krainz-Kabas, Geschäftsführerin der Multiple-Sklerose-Gesellschaft Wien

Medizinisch, so der Neurologe Thomas Berger, sei es also nicht nur eine Herausforderung, multiple Sklerose besser behandelbar zu machen, sondern auch, ihre Begleiterscheinungen wie das Fatigue-Syndrom oder Depressionen besser in den Griff zu bekommen. Denn ganz klar: MS ist eine komplexe Erkrankung, die sich jeder Vereinfachung entzieht und von Mensch zu Mensch unterschiedlich erlebt wird. Sein Ziel: dass die Patienten trotz MS relativ gut leben zu können.

Über MS reden, denn Schweigen kann Gift sein

Wenn es um Erkrankungen geht, die nicht mehr weggehen und mit denen sich die Betroffenen arrangieren müssen, ist immer schnell auch die Frage der Stigmatisierung auf dem Tapet. Eine kurze Begriffserklärung: Stigma ist altgriechisch und steht für einen Makel, der gesellschaftlich negativ bewertet ist, eine unerwünschte Andersheit sozusagen, die Nachteile bringt. Eine natürliche Reaktion des Menschen ist es deshalb, solche negativen Eigenschaften, so gut es geht, zu verbergen, um damit auch der sozialen Abwertung zu entgehen. Für Menschen mit chronischen Erkrankungen bringt Stigmatisierung einen massiven inneren Stress. Zum einen müssen sie versuchen, mit dem belastenden Umstand einer Diagnose zurechtzukommen, zum anderen versuchen, die Beeinträchtigung zu verbergen.

Selbsthilfegruppen, wie es sie für MS österreichweit gibt, haben sich zur Aufgabe gemacht, dieser Stigmatisierung entgegenzuwirken. Die einzige Möglichkeit: ein offener Diskurs in alle Richtungen. Sie bieten Betroffenen die Möglichkeit, untereinander Erfahrungen auszutauschen, zu kommunizieren, aber auch mit öffentlichen Stellen und der Politik, um dort bessere Bedingungen für Betroffene zu schaffen.

Die Multiple-Sklerose-Gesellschaft Wien veranstaltet am 19. Jänner um 18 Uhr im Freiraum (6., Mariahilfer Straße 117) einen Samstagabend für „Young People with MS„.

Entstigmatisierung ist die Triebfeder und offener Austausch das Ziel.

Quelle: Karin Pollack, Der Standard, 14. Jänner 2019